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von Günther Birkenstock 01 Apr., 2024

Gott ist immer wieder ein Thema, das nicht einfach so zur Seite gelegt werden kann, ohne dabei ins Grübeln zu kommen. Entweder es geht einen etwas an oder es lässt einen kalt, aber jeder muss irgendwann eine Entscheidung treffen, wie er es mit dem „Allerhöchsten“ hält.

Manchmal ist es gut, wenn etwas schwer positiv zu definieren ist, sich mit der „Ausschlusstechnik“ diesem Phänomen zu nähern. Deshalb will ich es mit der Untersuchung von gedanklichen Fallen versuchen, mich mit dieser Technik der schwierigen Gottesfrage zu nähern.

·         Böse Falle Pantheismus:   Der Pantheismus [1] geht auf zwei Wurzeln zurück, die einmal in die Richtung geht, dass Naturvölker zu einem solchen Gottesbild neigen und zum anderen es die esoterischen Strömungen der Neuzeit sind, die sich versuchen, Gott auf diese Weise zu nähern. Bei den Naturvölkern, wie sie heute z. B. noch im Amazonasgebiet existieren, ist deshalb der Pantheismus eine gängige Vorstellung, weil sie in der Natur leben und sich im Einklang mit der Natur wähnen. Die Natur ist für sie der Lebensraum, der keine Abstraktionen verlangt, sondern der für sie sowohl Geborgenheit und Überlebensmöglichkeiten gibt als auch eine Quelle der Gefahren darstellt. Deshalb können sie sich diesen Dualismus zwischen der Vorstellung der Natur als eine schützende und lebenserhaltende Einheit, aber auch einer bedrohlichen Entität nicht anders erklären, als dass dahinter sowohl ein schützender Geist oder auch ein gefährlicher Geist stecken muss. Diese Art Pantheismus vermischt sich dann auch mit dem Polytheismus, weil oftmals angenommen wird, dass gute und böse Geister in der Mehrzahl hinter den wohlwollenden oder auch gefahrvollen Phänomenen der Natur stecken. Die esoterische Betrachtung Gottes als die seiner Verschmelzung mit der Natur ist der der Naturvölker ähnlich, weil Gott mit der Natur verbunden wird. Der Unterschied ist nur der, dass nicht hinter den natürlichen Phänomenen eine geistige Entität vermutet wird, sondern die Gottesvorstellung mit der Natur verschmilzt, also Gott sich als eine Art Naturgottheit in seinen vielfältigen Formen offenbarend gesehen wird und wir ihn also z. B. in einem Baum Gott erkennen könnten. Es wird also keine Unterscheidung gemacht zwischen dem unabhängig von der Natur existierenden Geist und der Natur selbst. Hierbei wird die Natur gerne glorifiziert und die negativen Elemente gerne ausgeblendet [2] .

·         Böse Falle Monotheismus: Der Monotheismus überwindet die Falle der Vergöttlichung der Natur und bringt uns die Freiheit einer Sichtweise, die zu einer Abstraktion führt, nämlich die Gottheit als eine von der wahrnehmbaren Welt unterschiedene Entität zu bezeichnen. Die Tür zur Transzendenz wird damit aufgestoßen und uns der Blick auf eine „höhere Welt“ eröffnet, die uns im irdischen Dasein eine Jenseitsperspektive aufzeigt. Diese Perspektive befreit uns von der Engigkeit der materialistischen Sichtweise der Welt. Nun kommt leider das Aber: Wir gehen hierbei von menschlichen Vorstellungen aus und übertragen sie auf Gott selbst. Die monotheistischen Religionen idealisieren den Menschen, verwerfen alle seine negativen Eigenschaften, überhöhen ihn zu einem unsterblichen Wesen und konstruieren aus diesen Vorstellungen Gott zu einem fehlerfreien, makellosen und unendlich bestehenden Wesen. Die Gefahren eines solchen Gottesbildes liegen auf der Hand [3] : Auf der einen Seite werden ihm dann auch menschliche Eigenschaften angedichtet, was zu vielen Problemen führt und zum anderen neigen die Anhänger des Judentums, des Christentums und des Islam zu einer Spezialisierung ihres jeweiligen Gottes, sodass dann sehr schnell aus einem Gott, mein Gott wird. Die Religionskriege - Kreuzzüge auf der christlichen Seite, Dschihad auf der islamischen Seite - sind letztendlich die Folgen dieser Okkupation. Die Vermenschlichung des Gottesbildes brachte z. B. die Vorstellung mit sich, dass der allmächtige Gott zornig darüber sein könnte, dass die Urmenschen (Adam und Eva) sein Gebot, nicht vom „Baum der Erkenntnis“ zu essen, übertreten hatten. Die Idee der „Erbsünde“, die eine sehr große Rolle in der christlichen Theologie spielt [4] , verhalf dann zu einem göttlichen Plan, den Menschen wieder eine „Wiedergutmachung“ zu ermöglichen, indem sie wieder zu Gott umkehren, um den angerichteten Schaden wieder gutzumachen. Dabei sollte als Hilfe den Menschen der „Sohn Gottes“ gesandt werden, der ihnen die Erlösung bringt. Der Kreuzestod als Sühneopfer soll dann diesen Zorn Gottes wieder besänftigen [5] . Was, so muss der kritisch denkende Mensch dann fragen, soll das für ein Gott sein, der eine solche grausame Tat von seinem Sohn verlangt, sich nämlich für die Menschen zu opfern? Die Vermenschlichung Gottes als einen zornigen, rachsüchtigen, aber dann auch versöhnlichen Gott birgt die Gefahr, dass Gott wieder „verkleinert“ wird zu einem etwas zwar erhabenen, aber dennoch mit menschlichen Fehlern behafteten Wesen.

·         Böse Falle Atheismus: Wird Gott völlig geleugnet, dann wird jedwede Verantwortung des menschlichen Lebens im Hinblick auf eine „höhere Instanz“ abgelehnt. Dies könnte zu einer „moralischen Verwahrlosung“ führen, denn wenn extern keine Prüfung mehr erfolgt, wenn keine über dem Menschen hinaus existierende Richtschnur für moralisches Handeln angenommen wird, besteht die Gefahr einer Selbstvergottung des Menschen [6] . Gott wird zwar geleugnet, aber an seine Stelle der Mensch selbst gesetzt. Es gibt dann nicht mehr eine außerhalb des Menschen existierende Wesenheit, die den Menschen Maßstäbe an die Hand gibt, die sie zu beachten haben. Der Mensch macht sich selbst zu Gott und zum „Alleinherrscher“ über alles in der Welt, die er für sich okkupiert und ausbeutet. Alle anderen Kreaturen werden unterjocht und versklavt, damit sie ihm dienlich sind. Die entsprechenden Formen der „Selbstvergottung“ führen zu Auswüchsen, wie wir sie heute in der Welt mannigfach erleben: Kriege werden selbstverständlich, weil nicht die Gefahr einer göttlichen Bestrafung gesehen wird, Massentierhaltung wird zur Selbstverständlichkeit, um den leichten Fleischkonsum der Menschen zu ermöglichen, Rohstoffe werden gnadenlos aus dem Erdboden geholt und dann zu Müll verwandelt, der einfach weggeworfen wird. Der Atheismus in seiner Negation des Göttlichen bringt also eine Selbstvergottung mit allen Gefahren der Zügellosigkeit jenseits jedweder moralischer Verankerung. Alles wird dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit (Utilitarismus) unterworfen, wobei die hehren Versprechen, eine „humane Welt“ errichten zu wollen, sehr schnell verpuffen, wenn die eigene Existenz auf dem Spiel steht, für die dann „bis aufs Messer“ gekämpft wird. Die Errungenschaften einer mühsam durch Gesetze geschaffenen Gerechtigkeit lösen sich sehr schnell in Rauch auf, wenn die eigene Sicherheit oder der eigene Wohlstand in Gefahr gerät. Wenn die mühsam errungene öffentliche Ordnung nur einen kleinen Riss bekommt, tritt durch diesen die barbarische Natur des Menschen hindurch, was dann zu beobachten ist, wenn durch Katastrophen, durch Versagen der Hüter des Rechtsstaates oder durch Machtmissbrauch die Menschen keine äußeren Hemmungen haben, sich „ihr Recht“ zu nehmen. Das Recht ist dann nicht mehr gebunden an moralische Grundsätze, sondern der Mensch maßt sich an, diese selbst zu bestimmen. Die Moralität wird aufgehoben und Gesetze geschaffen, deren Verankerung einer göttlichen Fundierung entbehren. Jüngstes Beispiel hierfür ist das im April 2024 beschlossene Selbstbestimmungsgesetz, das es dem Menschen ermöglichen soll, sein Geschlecht nach eigenen Vorstellungen selbst zu bestimmen – entgegen der biologischen Tatsachen. Nicht Gott hat nach der diesem Gesetz zugrunde liegenden Ideologie dann den Menschen als Mann und Frau geschaffen, so wie dies in der Genesis geschildert wird (1. Mose 1,27 [7] ), sondern der Mensch bestimmt selbst, ob er ein Mann oder eine Frau oder „Diverses“ sein will. Dieses Recht der „Selbstbestimmung“ soll sogar schon nach Vollendung des 14. Lebensjahres möglich sein, wobei die Zustimmung der Eltern prinzipiell erforderlich ist, aber durch ein Familiengericht ersetzt werden kann. Sogar der ständige Wechsel des Geschlechts – unter Einhaltung einer jährlichen Pause - soll möglich sein [8] .    

·         Böse Falle Agnostizismus: Viele versuchen, sich vor der Frage nach Gott zu drücken, indem sie sich in die Formulierung flüchten: Was ich nicht erklären kann, was ich nicht wissen kann, soll mich auch nicht interessieren. Agnostisch zu denken bedeutet, die Begrenztheit der menschlichen Erkenntnisfähigkeit zu akzeptieren und dadurch zu der Auffassung zu gelangen, dass beides nicht möglich ist: Gott zu beweisen oder zu beweisen, dass er nicht existiert [9] . Die dabei sich einstellende Ratlosigkeit kann sehr schnell in eine Art Weltverneinung führen, denn wenn die Beweisbarkeit Gottes infrage gestellt wird, warum sollte dann auch nicht die Welt an sich als völlig sinnlos angesehen werden? Denn wozu sollte es sich lohnen zu leben, sich anzustrengen ein guter Mensch zu sein, wenn doch alles, was existiert, wenn es einen nicht dies alles erhaltenden Gott gibt oder dieser zumindest nicht bewiesen werden kann, zugrunde gehen wird. Die Entropie (zunehmende Unordnung) [10] , auf die unsere Welt anscheinend zusteuert, würde doch dann in letzter Konsequenz eine Sinnhaftigkeit der Welt ausschließen. Der Agnostiker flüchtet sich also in eine „Scheinneutralität“, die vor allem Joseph Ratzinger kritisierte, in dem er meint, dass sie nur als Theorie gültig sei und wie eine Seifenblase zerplatze, wenn man sie zu praktizieren versuche, denn im Hinblick auf die Gottesfrage könne es eigentlich nur ein bewusstes Ja oder Nein geben [11] .

Nach der Ausschlusstechnik will ich mit einer positiven Vorgehensweise versuchen, mich der Gottesfrage zu nähern:  

  • Universalität: Gott kann niemals einer sein, den ein Volk, einzelne Menschen oder einzelne Glaubensgemeinschaften für sich reklamieren können, getreu nach dem Motto: Nur mein (unser) Gott ist der richtige. Es wäre fatal, weil dadurch die Wurzel für jede Art von Glaubenskrieg gelegt wird, die zu allen möglichen Ausuferungen bis hin zur Vernichtung von „Ungläubigen“ führen muss. Die Universalität bedeutet, dass er niemals nur für eine Gruppe von Menschen da sein kann. Entweder ist er für alle Kreaturen – Menschen, Tiere, Pflanzen – da oder gar nicht. Es wäre vermessen anzunehmen, dass Gott dann nur ein Gott für die Erde wäre, sondern er wäre dann universell, wenn seine Existenz für die gesamte sicht- und unsichtbare Welt angenommen werden würde, also für den gesamten Kosmos, aber auch für die Welt, die jenseits unserer materiellen Daseinsform angenommen werden kann.
  • Allgegenwärtigkeit: Dieses Postulat bedeutet, dass es für Gott keine Zeit oder Lokalität geben kann. Gott wäre also dem nicht unterworfen, was wir für uns leider zugeben müssen: Wir sind eben in unserer Welt gewissermaßen Gefangene, die nur einmal an einem Ort und in einer Zeit leben können. Diese Begrenztheit wird uns bewusst, wenn wir uns klar machen, dass wir keine „Zeitreisen“ unternehmen können – weder in die Vergangenheit noch in die Zukunft. Wir können nicht an zwei Orten zur gleichen Zeit sein, was mit unserer Leiblichkeit verbunden ist. Allerdings gibt es die Einschränkung, dass in Nahtoderfahrungen Menschen behaupten, in die Zukunft reisen zu können, indem sie sehen können, wie sich ihr Leben entwickelt wird [12] . Außerdem wird behauptet, dass Menschen mit besonderen Fähigkeiten in der Lage sind „bilokal“ (gleichzeitig an zwei Orten) zu sein [13] . Wenn aber dieses Menschen sogar möglich sein kann, wie sehr müsste es erst recht Gott zugesprochen werden.
  • Personalität: Die Behauptung, dass Gott personal sein muss, stößt unwillkürlich gegen die Auffassung, dass dies dann ja ein monotheistisches Gottesbild wäre. Wenn der Monotheismus eine Falle ist, warum kann Gott dann personal sein? Die Personalität Gottes wäre aber nicht identisch mit der monotheistischen Auffassung, die darauf hinausläuft, ihm dann auch diverse Eigenschaften zuzuschreiben, die menschlichen Vorstellungen entspringen. Personal bedeutet eine Eigenschaftsbeschreibung, ohne dass eine Person nach unserem Verständnis von der Realität vorhanden sein muss. Wenn wir unterstellen, Gott sei nur eine Art Energie, eine Art Kraft, die in allem wohnt, dann degradierten wir ihn zu einer Nicht-Person, die keinen eigenen Willen hat, etwas zu tun oder zu unterlassen, er wäre ja dann weniger als ein Mensch. Die Personalität scheint ein Merkmal des Lebens schlechthin zu sein, dass sich im wachsenden Maße bemerkbar macht, je höher entwickelt eine Existenzform ist. Rudimentär könnte eine Art Personalität einer einzelnen Körperzelle unterstellt werden, was gerade Bruce Liptons Ansichten über die Zelle nahe legen, da dieser behauptet, dass diese entscheiden können, ob und welche Gene sie benutzen wollen (Epigenetik), um z. B. eine Eiweißsynthese zu vollziehen [14] . Man könnte auch sagen, dass das Bewusstsein bereits in kleinen Einheiten vorhanden ist und dieses definiert werden könnte als die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, also für oder gegen etwas zu sein. Selbst Bäume entscheiden, wann sie ihre Blätter im Herbst abwerfen wollen und sind also nicht nur genetisch programmierte Organismen, die stur den Genen gehorchen [15] . In dem Film „Im Reich der Schimpansen“, der über NETFLIX zu sehen ist, wird gezeigt, wie das Alpha-Männchen „Jackson“ überlegt, wie es ihm gelingen kann, seine Position in der „zentralen Gruppe“ im Ngogo-Nationalpark zu behaupten, indem er z. B. durch eine von ihm geleitete Patrouille an die Grenze zu der verfeindeten Schimpansen der „Westler“ erreicht, dass die Männchen sich ihm anschließen und damit unterordnen [16] . Wenn selbst in der von uns beobachtbaren Welt ein personales Bewusstsein existiert, wie sehr müsste es dann einem Gott zugebilligt werden.
  • Selbstoffenbarung: Wenn Gott personal ist, dann müsste er auch sich äußern, also seine Absichten mitteilen können. Die Offenbarungen dürften, das resultiert aus der Allgegenwärtigkeit, nicht auf die Zeit der „Bibel-Offenbarungen“ beschränkt sein. Neuoffenbarungen müssten genauso gültig sein, zu denen in der Neuzeit z. B. die gegenüber Neale Donald Walsch (Gespräche mit Gott) gehören [17] , aber auch die gegenüber Jakob Lorber (Schreibstift Gottes [18] ) oder Johannes Greber (Verkehr mit der Geisterwelt Gottes [19] ). Diese Neuoffenbarungen müssten – orthodoxen Theologen zum Trotz – neben denen traditionell übermittelten Offenbarungen, wie sie in der Bibel festgehalten wurden, auch ihre Gültigkeit haben [20] . Die Selbstoffenbarung wäre somit der Menschheit als solcher und auch einzelnen Menschen gegenüber möglich, wobei diese das Ziel haben könnte, eigene Maßstäbe zu formulieren, wie Menschen leben sollten, welche Ziele sie verfolgen könnten und mitzuteilen, was der Grund aller Daseinsformen ist.
  • Gesetzmäßigkeit geben und doch Freiheit lassend: Eine schwierige Balance zwischen Regelhaftigkeit und Freiheit ist für viele kaum auszuhalten und deshalb auch kaum vorstellbar. Wäre diese scheinbare Dualität vielleicht überhaupt nicht möglich? Wenn wir uns für unser Zusammenleben Regeln ausdenken, bedeutet dies nicht, dass damit unweigerlich die Freiheit verloren geht. Die Freiheit beschränkt sich nur dann, wenn durch unsere Handlungen die Freiheit der anderen eingeschränkt oder zunichte gemacht wird. Freiheit ist also nicht grenzenlos, weil sie dann in Willkür und Machtmissbrauch ausarten würde, was dann wiederum zu einer Diktatur der Stärkeren führte. Wir leben in einem Rechtsstaat, in dem die Regeln eben im gleichen Maße für alle gelten, unabhängig von ihrem jeweiligen gesellschaftlichen Status, ihrer Rasse, ihrer religiösen oder politischen Überzeugung (Art 3 GG [21] ). Analog wäre es auch vorstellbar, dass das Agieren Gottes die Freiheit aller Geschöpfe zulassen wird mit Ausnahme der Beachtung des Lebensrechtes aller Lebewesen. Es wird dabei aber nicht ohne Regeln gehen. Die Regelwerke, welche geschaffen wurden, haben die Funktion einer Steuerung dessen, was sich an materieller und geistiger Schöpfung entwickeln soll. So könnte man grob zwischen Naturgesetzen (z. B. Gravitation, Wechselwirkung der Teilchen in den Atomen) und geistigen Gesetzen (z. B. die „hermetischen Gesetze“ [22] ) unterscheiden, die von Gott geschaffen wurden, damit alles „gut funktioniert“. Diese Idealvorstellung einer gerechten Welt könnte auf einen Gott zurückgeführt werden, dessen Schöpfung aber durch negative Geistwesen verdorben wurde, was das Gleichnis vom Weizen und Unkraut nahe legt, das Jesus erzählt hatte (Matthäus 13, 1-9) [23] . Die Grob-Stofflichkeit [24] aller sichtbaren Daseinsform fördert leider die Notwendigkeit des Tötens anderer Lebewesen zur Sicherung der eigenen Existenz. Dies könnte als die „Saat des Bösen“ angesehen werden, welche die gute Schöpfung verdorben hat. Deshalb wird auch in den Prophezeiungen des Alten Testaments die Hoffnung einer zukünftigen Welt offenbart, in der das Töten nicht mehr nötig ist, sodass z. B. das Schaf neben dem Wolf liegen kann (Jesaja 62, 25), ohne Angst zu haben [25] . Die Freiheit wäre dann nicht mehr durch das „Überlebensdiktat“ (Töte um selbst zu überleben) beschränkt, denn es gäbe nicht mehr die Notwendigkeit des Tötens zur Existenzsicherung. Wenn die Erkenntnis der Unsterblichkeit aller Daseinsformen vorhanden wäre [26] , könnten alle Beschränkungen der Freiheit entfallen, weil die Notwendigkeit, sich gegen andere durchzusetzen, gegen andere zum Zweck der Selbstbehauptung zu kämpfen, entfiele. Die Regelhaftigkeit aller Daseinsform könnte dann als eine sinnvolle Einrichtung angesehen werden, welche die gedeihliche Entwicklung aller Lebensformen erst ermöglicht. Regeln wären dann keine Beschränkungen, sondern Potenzgeber einer Höherentwicklung mit dem Ziel der Vervollkommnung.

Gott kann nicht nur eine Metapher sein für etwas, was wir nicht verstehen, das wäre zu wenig. Er existiert oder auch nicht. Es gilt nur diese eine scharfe Dichotomie. Der Mensch muss sich letztendlich für eine der beiden Alternativen entscheiden. Einen echten Beweis zu führen (so genannter Gottesbeweis) ist nicht möglich. Es kann nur aufgrund von Indizien zu einer Überzeugung gelangt werden, dass er existiert oder auch nicht. Der Glaube allein kann nicht helfen, denn dieser ändert nichts an seiner Existenz oder Nicht-Existenz. Der Mensch ist gut beraten, sich nicht vor einer Entscheidung zu drücken.    

   © beim Verfasser    

 

 



[10] Entropie ist der auf Auflösung aller Ordnung in einem geschlossenen System hinauslaufende Zustand

[12] Gerade in Nahtoderfahrungen sind anscheinend solche Zeitreisen möglich. Es wird berichtet, dass gesehen wird, wie sich ein Leben weiter entwickeln wird; siehe hierzu den Beitrag: Nahtoderfahrung – ein Indiz für das Leben nach dem Tod; https://www.guentherbirkenstock.de/neue-seite.

[13] Pater Pio soll zur Bilokation fähig gewesen sein. https://www.padrepio.catholicwebservices.com/DEUTSCH/Bilok.htm

[15] Peter Wohlleben schildert, dass Bäume individuelle Entscheidungen fällen. Er konnte beobachten, dass trotz gleicher Standortbedingungen zweier nebeneinander stehender Bäume der eine Baum seine Blätter länger behält als der andere. Also könnte es sein, dass er „überlegt“, ob er vielleicht doch etwas wartet, um noch die letzten Wärmestrahlen für eine Photosynthese zu nutzen. https://www.wohllebens-waldakademie.de/baeume-verstehen-was-uns-baeume-erzaehlen-wie-wir-sie-naturgemaess-pflegen-m49621.

[22] https://www.puzzle-your-mind.de/die-7-hermetischen-gesetze/ : Gesetz der Geistigkeit, Gesetz der Entsprechung, Gesetz der Schwingung, Gesetz der Polarität, Gesetz des Rhythmus, Gesetz von Ursache und Wirkung, Gesetz der Geschlechtlichkeit.

[24] In der Esoterik wird gerne zwischen Grobstofflichkeit und Feinstofflichkeit unterschieden, wobei die grobstoffliche Welt die ist, die unsere Sinne wahrnehmen kann, die von der Vergänglichkeit der Materie gekennzeichnet ist, wobei der vorprogrammierte Verfall nur zeitlich verzögert werden kann durch die „Inkorporation“ fremder Stoffe, die als Nahrung aufgenommen werden. In der feinstofflichen Welt (Jenseits, geistige Welt) ist diese Inkorporation fremder Stoffe nicht notwendig.

[25] Wolf und Lamm sollen weiden zugleich, der Löwe wird Stroh essen wie ein Rind, und die Schlange soll Erde essen. Sie werden nicht schaden noch verderben auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der HERR“; https://bibeltext.com/isaiah/65-25.htm

[26] Diese Nichtsterblichkeit aller Daseinsformen kann deshalb angenommen werden, weil ansonsten die Sinnhaftigkeit allen Seins infrage gestellt wäre. Entweder ist alles dem Untergang geweiht oder alles, was existiert, ist im Prinzip als unsterbliche Entitäten „gemeint“.

von Günther Birkenstock 24 Feb., 2024

Die politische Wende ist in Deutschland angesichts der Probleme, die wir haben, notwendig. Die etablierten Parteien (eP) haben anscheinend nicht mehr die Kraft und den Willen, diese herbeizuführen. Die Fehlentwicklung in der Vergangenheit hat zu Parteineugründungen in diesem Jahr geführt, nämlich der des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) und der der Werteunion. Ich will hier die sich anbahnenden Tendenzen eines politischen Wechsels versuchen zu analysieren, um zu prüfen, wie realistisch dieser ist.

  • Bündnis Sahra Wagenknecht: Die Gründung der Partei „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) um die Ehefrau von Oskar Lafontaine war etwas, in das viele enttäuschte Wähler ihre Hoffnung gesetzt haben. Tatsächlich sind die Mitglieder dieser Partei eher politisch links zu verorten, da diese sich weitgehend aus der ehemaligen Fraktion der Linken oder der SPD rekrutieren. Dies fällt am stärksten bei der Ko-Vorsitzenden Amira Mohamed Ali auf (Ex-Co-Vorsitzende der Linksfraktion [1]) , die als Muslimin eine Befürworterin einer Politik der „offenen Grenzen“ ist und sich gegen Abschiebungen ausgesprochen hat [2]. Dies widerspricht den Aussagen von Frau Wagenknecht, die sich immer klar für eine Begrenzung der Zuwanderung ausgesprochen hat. Dieser Widerspruch ist eigentlich nicht auflösbar. Und deshalb wird dieses Bündnis auch in ihrer Zwiespältigkeit von Analysten der Partei so gesehen, dass sie die BSW sowohl als links als auch rechts einordnen, je nach Betrachtungsweise. [3] Diese Gratwanderung kann aber nicht gelingen, da die Mitglieder der Partei und ihres Vorstandes sich aus dem linken Parteienspektrum speisen [4] , so dass angenommen werden muss, dass letztendlich eine echte Erneuerung nicht stattfinden kann, geschweige denn, dass eine politische Wende zu erwarten ist. Zu deutlich hat Frau Wagenknecht immer davon gesprochen, dass sie – neben den Grünen – die AfD als gefährliche Partei eingestuft hat, mit der sie nicht zusammen arbeiten will [5].
  • Werteunion: Die Werteunion hat sich als Verein für eine Gründung einer Partei entschieden. Diese Parteigründung hat am 17.02.2024 auf einem Dampfer im Rhein stattgefunden [6]. Überschattet wurde diese Parteigründung dadurch, dass die wichtigen Mitglieder des Vereins der Werteunion nicht eingeladen waren. Hierzu gehörten die beiden Ökonomen Dr. Markus Krall und Prof. Dr. Max Otte. Begründet wurde dies offiziell – was zumindest die Person von Dr. Krall betrifft – mit dem gesundheitlich angegriffenen Zustand des Mitstreiters des Vereins. Auf der Pressekonferenz kam es zwar nicht zu einem Eklat, jedoch hatten die Äußerungen der Gründungsmitglieder des gewählten Vorstandes für Aufsehen gesorgt. Warum ging es?
    • Zweifelhafte Äußerungen des Vorsitzenden: Irritationen haben die Äußerungen von Hans-Georg Maaßen ausgelöst, die in die Richtung gingen, dass er sich die CDU als „Premiumpartner“ vorstellen könne. Dies erscheint angesichts des diffamierenden Umgangs der CDU mit ihm völlig abwegig und widersprüchlich, denn wie kann man sich erst von der Union wegen entscheidender Differenzen trennen, um doch mit ihr wieder zusammen zu gehen.. Er warnte sogar vor der AfD und berief sich hierbei auf die Einschätzung des Verfassungsschutzes, der die Partei als radikal oder extrem rechts einstufe [7]. Das Mit-Vorstandsmitglied (Beisitzer) Michael Kuhr deklarierte diese Äußerung als Sarkasmus, da die CDU – zumindest die unter Merkel/Merz - nicht der CDU entspreche, die sie vor der Amtszeit von Merkel unter Adenauer und Kohl gewesen war [8]. In einer weiteren Stellungnahme zu diesen Äußerungen begründete Maaßen seine Aussagen, dass er befürchte, die AfD können im Herbst in einigen ostdeutschen Ländern zu einer Alleinherrschaft gelangen, was er für gefährlich halte. Er betonte allerdings, dass er sich vorstellen könne, mit allen politischen Parteien – und dann auch mit der AfD – zu koalieren, sofern diese die Grundsätze der Werteunion teilten. Dabei machte er deutlich, dass er die Werteunion aber nicht als Mehrheitsbeschaffer der AfD sehe [9]. Seine Äußerungen klangen so, als ob er mit der Werteunion einen höheren Stimmenanteil holen könne, was es der Partei berechtige, sich den jeweiligen Koalitionspartner aussuchen zu können. Was steckt nun hinter diesen Äußerungen?
    • Maaßen ein Taktiker? Die Distanzierung zur AfD könnte ein taktisches Manöver sein. Die Grundidee könnte folgende sein: Er will die CDU- und FDP-Wähler anlocken und muss sich deshalb gegen die AfD positionieren, damit keine AfD-Wähler zur Werteunion wechseln. Nur wenn die ehemals konservativen und liberalen Angehörigen und Wähler dieser Altparteien, die sich durch den links-grünen Kurs ausgestoßen fühlen, die Chance der Erneuerung durch die Werteunion sehen, kann ein politischer Wechsel gelingen [10]. Die Losung könnte als „verdeckte“ Option lauten: Getrennt marschieren und vereint schlagen [11]. Die positive Interpretation lautet also, dass er sich nur äußerlich von der AfD distanziert, um die Wählerbewegung nicht von rechts zur Werteunion hin zu lenken, sondern von der nach links gerückten CDU und FDP nach rechts zu seiner Partei. Wenn es ihm gelänge, die 5 %-Hürde entscheidend zu überschreiten, wenn dadurch die CDU geschwächt und die FDP ebenfalls Stimmen verlöre, sodass sie nicht in die Landtage in den ostdeutschen Ländern Brandenburg, Thüringen und Sachsen einzöge, weil sie die 5%-Hürde nicht überschreitet, könnte eine Mehrheit rechts der CDU mit der AfD vorhanden sein. Außerdem hat Maaßen auch im Hinterkopf, so kann vermutet werden, dass er und die Werteunion verstärkt in das Visier des Verfassungsschutzes geraten würde, falls sie allzu öffentlich mit der AfD sympathisierten.  
    • Negative Annahme: Die Werteunion will nicht mit AfD koalieren: Es kann auch die umgekehrte Annahme möglich sein, dass es sich nicht um Taktik handelt, um irgendwann doch mit der AfD zu koalieren, es aber nicht offen sagen kann, sondern tatsächlich so gemeint ist. Sieht man sich die anderen Mitglieder des Vorstandes [12] an, so gibt es hierfür durchaus Indizien. Kay-Achim Schönbach, Ex-Admiral-General und Alexander Mitsch äußerten sich sehr kritisch und ablehnend gegenüber der AfD [13]. Die Juristin Dr. Sylvia Kaufhold äußerte sich dahingehend, dass es eine Gefahr darstelle, ohne Sachprüfung die AfD als größte Gefahr für die Demokratie zu bezeichnen [14]. Das klingt zumindest moderat und nicht ablehnend. Albert Weiler, ein Ex-SPD und bis zum Austritt aus der CDU im Januar 2024 als Bundestagsabgeordneter bis 2021 tätig, hat sich bisher noch nicht zur AfD geäußert, strebt aber anscheinend die Position des Ministerpräsidenten in Thüringen an. Es ist also zumindest fraglich, ob die Werteunion eine Koalition mit der AfD eingehen wird.
    • Rücktritte von Krall und Otte gewollt, Bevorzugte Mitgliedschaft? Vielleicht waren die Austritte von den Ökonomen Krall und Otte aus dem Verein Werteunion [15] insgeheim gewollt, um ebenfalls verprellten CDU- und FDP-Mitgliedern und Wählern einen Übertritt zu erleichtern. Krall hatte seinen Austritt aus dem Verein vor allem mit einer Absage einer politischen Option, eine politische Wende durch eine Koalition mit der AfD anzustreben, begründet [16]. Den Noch-Mitgliedern von CDU und FDP werden zudem bevorzugte Mitgliedschaften gegenüber völlig neuen Bewerbern zugebilligt, in dem diese eine Art „Schnuppermitgliedschaft“ angeboten wird, d. h. dass diese ihre Mitgliedschaften in ihren alten Parteien nicht sofort aufgeben müssen [17]. Alle anderen wird eine Wartezeit von 15 Monaten zugemutet, bevor sie stimmberechtigte Mitglieder der Werteunion werden können [18]. Dies könnte als Vorsichtsmaßnahme zur Abwehr von „V-Leuten“ des Verfassungsschutzes interpretiert werden, da in der Wartezeit diese Bewerber erst einmal intensiver überprüft werden könnten.
  • Mündige Bürger versus kollektive Bevormundung: Die gegenwärtige Politik, dagegen stemmt sich die Werteunion vehement, verkörpert eine überbordende kollektive Steuerung der Gesellschaft durch ein Zuviel an staatlicher Bevormundung und Kontrolle. Dahinter verbirgt sich ein alter Konflikt zwischen individueller Freiheit und Steuerung durch ein übermächtiges Kollektiv. Es sind die den links-grünen Zeitgeist widersprechende Wertvorstellungen, die hinter der Parteigründung stehen, die auf Äußerungen von Konrad Adenauer zurückgehen, die auch als Präambel Eingang in das Grundsatzprogramms der Werteunion gefunden haben: „Wir wählen die Freiheit“ [19]. Dagegen steht das, was die „Ampel-Koalition“ gegenwärtig betreibt: Das Kollektiv bestimmt, wie ein Bürger zu leben hat. Es entsteht aus einem sozialistischen Gedankengut, dass ein „sozialistischer Mensch“ [20] bestimmte Kriterien erfüllen soll und die Einschränkungen der Freiheit notwendig sind, um dies zu erreichen. Dies hat z. B. konkret Auswirkungen auf die Wirtschaft, in dessen Geschehen die gegenwärtigen Koalitionäre durch eine Art Planwirtschaft eingreifen, indem z. B. vorgeschrieben wird, welche Heizungen erlaubt sind (GEG-Gesetz), welche Autos noch gebaut werden sollen (Verbot von Verbrenner-Autos ab 2030), welche Löhne gezahlt werden sollen (Mindestlohn) und welche Vorschriften die wirtschaftlich handelnden Unternehmen beachten müssen (z. B. „Leiterbeauftragte“ [21] ). Dies hat zu einer übermäßigen bürokratischen Überfrachtung unternehmerischen Handelns geführt, die sich hemmend auf die unternehmerische Freiheit auswirken. Die extreme Gegenposition vertritt der Ökonom Dr. Markus Krall, der sich für einen völlig auf seine Kernaufgaben reduzierten Staat ausspricht, der durch die Reduktion seiner Zuständigkeiten enorm kostengünstig würde, sodass sich die Steuern und sonstigen Abgaben für den Bürger drastisch reduzierten („rechtslibertäre Wirtschaftsordnung“ [22] ).      
  • Politische Wende fraglich: Eine politische Wende zu erreichen scheint zumindest fraglich, denn das BSW kommt hierfür nicht infrage, da diese Partei eher dem linken Parteienspektrum zugeordnet werden kann. Der „systemische Widerstand“ erstreckt sich nicht nur auf die Parteienlandschaft, die an die „Blockparteien“ der Ex-DDR [23] erinnern, sondern geht weit in die Gesellschaft hinein. Das links-grüne Denken dominiert auch die etablierten Medien, angeführt von dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die auf der Seite der Regierung stehen und eine Kritik kaum zulassen. Wer dies trotzdem wagt, riskiert seinen Job. Auch die Kirchen haben sich als eher mit dem Zeitgeist konform gehend erwiesen, sodass von dieser Seite keine Wende zu erwarten ist, hängen sie doch als „Staatskirchen“ allzu sehr an dem Staatsapparat. Dies macht auch die jüngste Positionierung der katholischen Bischöfe gegen die AfD deutlich, die diese als nicht wählbar bezeichnet haben [24]. Selbst die freien Unternehmen haben sich dem links-grünen Diktat anscheinend gebeugt, so dass z. B. eine Sparkasse die Überweisung an die AfD verweigern wollte [25]. Alleine kann es die AfD gegen eine Phalanx dieses Parteien- und Meinungskartells nicht schaffen anzukämpfen, deshalb wäre eine Werteunion ein idealer Partner. Aber leider sind Zweifel berechtigt, ob die jüngsten Äußerungen von Hans-Georg Maaßen eher als taktischer Schachzug gelten, um sich doch noch die (verdeckte) Option einer Koalition zu erhalten. Es könnte tatsächlich sein, dass die Äußerungen wirklich so gemeint waren (wir reden mit allen, aber einen Björn Höcke würde man nicht zum Ministerpräsidenten wählen).

Ist die politische Wende zu erhoffen und zu erwarten? Vielleicht muss es erst noch schlimmer kommen, bis auch die bisher schweigende Mehrheit aufwacht und merkt, welches infame Spiel die eP und die Medien spielen, bevor es wirklich zu einer nachhaltigen Wende kommen kann.

© beim Verfasser    

 

 



[13] https://www.nzz.ch/international/werteunion-und-afd-zwei-prominente-austritte-werfen-fragen-nach-dem-kurs-auf-ld.1815037 Schönbach hatte in einem Interview seine Freude über einen möglichen Niedergang der AfD geäußert und Mitsch machte auch deutlich, dass er sich nicht vorstellen könne, Björn  Höcke zu helfen Ministerpräsident von Thüringen zu werden. In einem Interview sagte Schönbach, dass sich die Werteunion stark von der AfD unterscheide; https://jungefreiheit.de/debatte/interview/2024/werte-union-vize-schoenbach-wir-unterscheiden-uns-deutlich-von-der-afd/

[14] Wörtlich auf X: „Die größte Gefahr für unsere Demokratie ist, die AfD als größte Gefahr für unsere Demokratie zu bezeichnen und sie ohne Sachauseinandersetzung auch von Staats wegen mit teils rechtswidrigen Mitteln zu bekämpfen.“ https://twitter.com/SylK1966/status/1693188378093572499

[17] https://www.welt.de/politik/deutschland/article250145084/Werteunion-Maassen-gruendet-Partei-und-bietet-Schnuppermitgliedschaft-an.html. Die CDU hat bereits deutlich gemacht, dass sie eine solche Doppelzugehörigkeit nicht dulden werde.

[19] Wörtlich sagte er: „Es ist die Schicksalsfrage Deutschlands. Wir stehen zwischen Sklaverei und Freiheit. Wir wählen die Freiheit“. Regierungserklärung am 03.12.1952. https://de.wikiquote.org/wiki/Konrad_Adenauer    

von Günther Birkenstock 21 Jan., 2024

Licht und Schatten liegen oft dicht nebeneinander und sind Teil unserer Welt an sich, aber auch unserer eigenen Person. Während der lichte Teil uns willkommen ist, mögen wir den Schatten nicht, sind wir wenig empathisch mit diesem Teil, der uns Angst bereitet, der aber nicht geleugnet werden kann. Wie gehen wir damit um, sowohl in uns selbst, als auch im Hinblick auf die Welt, in der wir leben?

·         J. G. Jung und der Schatten: Der Schatten ist stark verbunden mit dem Psychiater und Begründer der psychoanalytischen Psychologie Carl Gustav Jung (1875 – 1961) [1] , einem Zeitgenossen und „Schüler“ des bekannteren österreichischen Arztes Sigmund Freund (1856 – 1939). Für ihn war der Schatten der nicht gelebte, nicht wahr haben wollende Teil unserer Person. Während Sigmund Freud lieber von Verdrängung sprach, war es für Jung der Teil unserer Person, den wir nicht mögen, der uns unheimlich, fremd oder sogar feindlich gesinnt ist, den er als Schatten bezeichnete. Wir wollen mit ihm nichts zu tun haben, weil er dem widerspricht, wer wir gerne sein möchten: edel, gut, gerecht, sanftmütig oder wohlwollend. Dem steht der andere Teil gegenüber: der fiese Feigling, der böse und heimtückische Nichtsnutz, der nur auf seine eigenen Vorteil bedachte Egoist, der jähzornige Wilde und nach Genuss strebende Taugenichts. Für C. G. Jung war es wichtig zu betonen, dass für unsere Seelenentwicklung darauf ankommt, die Mitte zu finden, um sowohl das Lichte in uns selbst zu sehen, als auch den Schatten dabei nicht aus den Augen zu verlieren [2] . Erst wenn wir beide als existent betrachten, könnten wir somit zu beiden eine kritische Distanz bekommen und damit unsere Autonomie bewahren. Dem Schatten steht die „Persona“ gegenüber, als der Teil unseres Ich-Bewusstseins, den wir gerne nach außen zeigen und mit dem wir uns am liebsten identifizieren [3] .

·         Zwei Seelen in einer Brust – oder die Externalisierung des Bösen : Wir sind oft zwiegespalten, weil wir eben nicht nur eine Person sind, sondern zumindest oftmals zwei. Die klassische Vorstellung von der Geisteskrankheit, als die Psychiater noch vom „Spaltungsirresein“ [4] sprachen – gemeint war die Schizophrenie – spiegelt diese unsere innere Spaltung wieder. Vom „Inneren Team“ spricht der Kommunikationspsychologe Schulz von Thun [5] , wenn er die auch im seelisch gesunden Menschen vorkommende multiple Ordnung beschreibt: Das Oberhaupt ist derjenige, der „das Sagen hat“ und dem sich die anderen „Teilpersönlichkeiten“ unterordnen sollten. Beim seelisch kranken Menschen verselbständigen sich diese Teile, werden dominant und bilden sich ein, allein herrschen zu können, ohne das Oberhaupt fragen zu müssen. „Multiple Persönlichkeiten“ [6] entstehen, wenn dies geschieht, wobei es passieren kann, dass diese Teilpersönlichkeiten ein Eigenleben führen, von dem das Oberhaupt nichts weiß. Im literarischen Bereich wurde dies gekonnt umgesetzt in der Geschichte von Dr. Jekyll und Mister Hyde [7] , in der der Arzt Dr. Jekyll ein Serum erfand, das es dem im Inneren verborgene Mister Hyde ermöglichte, aus der Kontrolle des Dr. Jekyll zu flüchten, um ein verbrecherisches Eigenleben zu führen, das diametral dem widersprach, was der Arzt verkörperte: böse, hinterhältig, ohne Rücksicht auf andere nehmend, lustbetont zu sein ohne Reue. Könnte es nicht sein, dass diese Spaltung innerhalb der eigenen Person auch zu Externalisierung führen kann, indem das, was wir Böse nennen, außerhalb der eigenen Person angesiedelt wird? In der Psychologie wird dann von Projektion gesprochen, wenn die inneren Anteile (Schatten, wie C. G. Jung es nenne würde) auf andere Personen übertragen werden: Alles, was wir nicht sein wollen, was wir als verwerflich empfinden, nicht zu uns als zugehörig ansehen, wird auf eine andere Person projiziert. Bevor aber dies geschehen kann, muss eine Spaltung vollzogen werden zwischen dem Ich und dem Du. Die älteste Geschichte hierzu findet man im Alten Testament, und zwar in der von Kain und Abel (1. Mose 4, 1- 10). Abel war der Gute und Kain der Böse, so wird uns diese Schilderung von Theologen verkauft, weil eben Kain seinen Bruder erschlagen hatte. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn es war ja so, dass das Opfer von Kain (Früchte des Erdbodens) von Gott nicht angenommen worden war, sondern nur das von Abel (Fleisch und Fett vom Schaf einer Herde) [8] . Die Externalisierung des Bösen geschieht hier durch eine ungerechte Behandlung des Allerhöchsten, indem das Opfer des einen (Abel) für gut und das des anderen (Kain) für böse erklärt wurde. Könnte nicht hier bereits die Spaltung durch Gott selbst provoziert worden sein? Warum sollte dann auch Kain der Hüter seines Bruders sein, wie er Gott trotzig antwortete, als Gott nach seinem Bruder fragte? Der vermeintlich Gute wurde von dem erschlagen, der angeblich böse war. Aber ist das so? Abels Bevorzugung war nicht gerechtfertigt und führte zur Spaltung. Eine Autorität (Gott) ruft diese hervor. Hätte es Gott nicht gegeben, könnten doch Kain und Abel friedlich miteinander koexistieren. Der eine hütete die Schafe, schlachtete ab und zu eines aus der Herde, um es zu essen und der andere lebte vegetarisch. Die Spaltung war diesem Gott des Alten Testaments zu verdanken, der durch seine nicht klar definierten Kriterien eine unterschiedliche Behandlung der Opfer vornahm [9] . Die Spaltung ist der Ursprung der Zwietracht, denn eine vorher bestehende Einheit (Brüder, die sich vielleicht gemocht haben, sich also nicht im Streit befanden), wird zerstört und der Gedanke der Missgunst gesät. Setzen wir an die Stelle von Gott irgendeine Autorität (Staatsoberhaupt, Wissenschaftler, Kirchenvertreter), dann wird klar, wie die Sache laufen kann: Wer nicht die Kriterien dieser Autorität erfüllt, wird zum Bösen erklärt und dem der Autorität gehorchende Untertan als gute Person deklariert. Um nicht den Konflikt mit der Autorität zu riskieren, wird das Angebot angenommen, den „Ungehorsamen“ für böse zu erklären. Dabei wird der eigene Schatten auf diesen projiziert und damit externalisiert. Der brave Untertan fühlt sich als der Gute und sich darin bestätigt, alles, was ihm an sich nicht gefällt, dem anderen zuzusprechen. Der Gute fühlt sich ohne Makel, weil alles, was ihm als schlecht erscheint, dem anderen, eben dem Bösen, angehängt wird.

·         Wie im Märchen : In den Märchen werden auch diese Spaltungen vorgenommen, indem z. B. ungleiche Geschwister dem Zuhörer angeboten werden, dessen Sympathien und Antipathien in die gewünschte Richtung gelenkt werden. Die einfachen, bescheidenen, aber auch fleißigen Zeitgenossen werden zu den Guten gerechnet, und die hochnäsigen, prahlerischen und faulen Geschwister zu den Bösen erklärt. Goldmarie und Pechmarie sind Paradebeispiele dieser erzeugten Polarität [10] . Während die Goldmarie bei Frau Holle immer die Betten ausschüttelt (damit es auf der Erde schneit) und zuvor auf dem Weg zur Frau Holle die Brote aus dem Backofen holt und die Äpfel pflückt, also fleißig ist, schert sich die Pechmarie nicht darum und schielt nur unentwegt auf die Belohnung (Goldregen),die ihre Schwester erhalten hatte und die sie gerne haben will, ohne dafür etwas tun zu müssen. In dem Märchen vom Aschenputtel wird eine Schwester von ihrer Stiefmutter und von ihren Stiefschwestern schlecht behandelt. Hier wird deutlich, dass es durch eine ungerechte Behandlung seitens der Stiefmutter zu einer Spaltung kommt, wobei die einen bevorzugt (die leiblichen Kinder) und die andere (Stieftochter) benachteiligt wurden. Wie bereits in der Geschichte von Kain und Abel erläutert, führte gerade die Ungerechtigkeit zu einer Spaltung. Ähnlich gelingt es heute den Mächtigen, diejenigen zu den Bösen zu erklären und den Hass der guten Untertanen auf diejenigen zu lenken, die nicht nach der Pfeife der Obrigkeit tanzen wollen. In Corona-Zeiten waren es die „Ungeimpften“ die beschimpft werden durften. Die Anhänger der AfD und ihre Wähler werden von den links-grünen Machthabern verunglimpft und zu „Demokratiefeinden“ erklärt und eine bereitwillige Presse macht hierbei mit und schickt sich an, die Meinung der willigen Leser in „die richtige Richtung“ zu lenken [11] . Alles, was von der AfD-Fraktion im Bundestag vorgeschlagen wurde, wird von den anderen Parteien von vornherein abgelehnt. Jüngstes Beispiel ist der Antrag der AfD-Fraktion an den Bundestag, in dem Ukraine-Krieg durch eine Friedensinitiative einen Waffenstillstand und Verhandlungen über einen Frieden zu erreichen [12] , was nach Vorschlag des Auswärtigen Ausschusses, diesem Antrag nicht zuzustimmen, abgelehnt wurde [13] . Es ist schon erstaunlich, dass eine Sahra Wagenknecht, die sich immer für Friedensverhandlungen stark gemacht hat, der Empfehlung des Auswärtigen Ausschusses gefolgt ist [14] . Die von der links-grünen Regierung geförderte Demonstration „gegen Rechtsextremismus“ in Hamburg und anderen Regione, bei der die AfD als die „bösen Rechten“ dargestellt werden, die gegen Toleranz und Menschenwürde seien, geht in die gleiche Richtung: Die Obrigkeit bestimmt letztendlich, wer oder was zu verurteilen ist und die willfährigen Medien, allen voran die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, stellen sich auf die vermeintlich gute Seite und verurteilen die AfD und ihre Anhängerschaft [15] . Hierbei wird aber genau die Spaltung betrieben, die eigentlich immer den Rechtsextremisten vorgeworfen wird. Machthaber, die eine Spaltung wollen, um vom eigenen Versagen abzulenken, fördern die „Schwarz-Weiß-Malerei“ und erklären die einen (AfD und deren Anhänger) als Staatsfeinde und die anderen zu „Staatsfreunden“. Licht und Schatten wird durch die Autorität der Inhaber staatlicher Gewalt definiert. Aber haben diese überhaupt das Recht, so etwas zu tun?

·         Jesus und der Schatten : Jesus war kein Freund von Ausgrenzung und Diffamierung und setzte sich bewusst für diejenigen ein, die zur damaligen Zeit ausgestoßen und gehasst wurden. Es waren z. B. die verhassten Zöllner, mit denen er Gesellschaft hatte, die mit den Römern kooperierten und durch mannigfache Tricks erreichten, mehr als von den Juden zu nehmen, als gefordert war. Deshalb waren sie oft vermögend. Zu diesen gehörte auch Zachäus (Lukas 19, 1-10), zu dem Jesus ging, weil dieser auf einen Baum geklettert war, da er von kleinwüchsiger Gestalt war und er ihr sonst nicht gesehen hätte. Jesus bat ihn herunterzukommen mit der Begründung, dass er zu ihm nach Hause gehen wolle, was das Volk empörte, da Jesus sich mit einem aus ihrer Sicht Sünder treffen wollte. Aber das Treffen blieb nicht folgenlos, denn der Hauptzöllner gab die Hälfte seines Vermögens den Armen und die andere denen zurück, die er betrogen hatte [16] . Hat Jesus damit das frühere Verhalten des Zöllners gutgeheißen? Er begründete sein Verhalten damit, dass er nicht gekommen sei, um zu richten, sondern zu retten, was verloren gegangen ist [17] . Jesus Anspruch an sich selbst war, die Spaltung zu überwinden, den Schatten zu integrieren. Dies betrifft aber nur diejenigen, die bereit sind, ihr Verhalten zu ändern, die umkehren und fortan von ihrem böswilligen, egoistischen Verhalten ablassen. Hier ist entscheidend den „Schatten“ genauer zu definieren. Für Jesus war sicher der Schatten das, was von Gott sich abgewandt hatte, was das Dunkle mehr liebte als das Licht, das von Gott kommt. Er machte aber deutlich, dass die Rückkehr notwendig ist, um aus dem Schatten herauszukommen. Wer im Schatten bleiben will, weil er mehr das Dunkle liebt als das Licht, wird letztendlich auch dort bleiben müssen, weil er sich für diese Seite der Medaille entschieden hat. Dafür spricht das Gleichnis vom Weizen und Unkraut [18] , in dem klar wird, dass am Ende aller Zeiten, diejenigen endgültig vernichtet werden, die Satan mehr lieben als Gott.

·         Schatten ist nicht gleich Schatten : Die Ausführungen, wie Jesus mit dem Schatten umgegangen ist, macht deutlich, dass der Schatten in Gottes Augen oft etwas anderes ist als das, was Menschen zum Schatten erklären. Gottes Anspruch ist der, dass Menschen seine 10 Gebote einhalten sollen, aber nicht um seinetwillen, sondern aus dem Gedanken heraus, dass sie dem Menschen helfen, ein Leben zu führen, das einem hohen moralischen Anspruch, ein guter Mensch zu sein, genügt. Aus Gründen der Pflicht gegenüber der Hochachtung der dahinter stehenden Werte entspringt daraus eine Art Pflichtmoral (deontologische Pflichtethik) [19] . Der Schatten ist aus Sicht Gottes das, was die (metaphysische) Seele verdunkelt, weil sie sich vom dem Licht Gottes, dem Guten, abgewandt hat. Das Gute ist nun einmal ein wichtiger Teil dieser Art von „Trinität“ (das Wahre, das Gute und das Schöne), die ich in einem anderen Artikel beschrieben habe [20] . Diese stellen transzendente, unveränderliche Größen dar, an denen alles gemessen werden kann. Der Schatten, ob sich dieser innerhalb einer Seele befindet oder im gesellschaftlichen Umfeld außerhalb davon, ist die Abkehr von Gottes „Vorsehung“ im Hinblick auf eine positive Entwicklung der Menschheit. Das, was von Menschen dagegen als gut definiert wird, entspringt oftmals eher den eigenen Nützlichkeitserwägungen: Das, was mir nützt wird als gut bezeichnet, das was mir schadet, als böse [21] . Die gegenwärtige politische Landschaft ist dergestalt, dass diejenigen, die dem links-grünen Mainstream folgen, der von der Regierung und die sie stützenden Parteien hilft, an der Macht zu bleiben, belohnt werden. Alles, was dieser Diktion nicht folgt, wird zum Bösen und damit zum auszugrenzenden Schatten erklärt. Hierzu wird die Lieferung von Waffen an die Ukraine als Mittel zur Friedenssicherung erklärt, und jeder zum auszugrenzenden Schattenmenschen erklärt, der dem nicht folgt [22] . Wer die Maßnahmen zur „Rettung des Klimas“ hinterfragt, wird zum Klimaleugner erklärt und ausgegrenzt [23] . Wer die Maßnahmen der Corona-Zeiten missbilligt, wird zum Staatsfeind erklärt. Diejenigen, die im Sinne der staatlichen Propaganda folgend zu den „Guten“ gerechnet werden, werden mit Orden bedacht, wie jüngst die Ehrung des ehemaligen Leiters des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler und des Leiters des Paul-Ehrich-Instituts, Klaus Chichutek zeigt [24] .

·         Umgang mit dem Schatten in uns selbst : Der Schatten liegt in uns selbst und wird gerne ausgegrenzt, abgetrennt und führt dann manchmal ein gefährliches Eigenleben. Alle Therapien sollten das Ziel haben, die verborgenen Teile der Seele, die im Schattenbereich liegen, ans Licht zu bringen, zu demaskieren, damit sie angesehen und bewertet werden können. Sie rühren manchmal von erlittenen Traumata her (Vergewaltigung, Kindesmissbrauch oder Vernachlässigung) und führten dann zu Abspaltungen, die nicht mehr bewusst sind und deshalb im Verborgenen die oft destruktiven Tendenzen entwickeln. Können wir uns mit ihnen versöhnen? Sind sie gar nur die Kehrseite einer nach außen hin dargestellten Person („Persona“ im Sinne von C. G. Jung), die bisher nur vernachlässigt wurden?  

·         Diktatur durch Externalisierung des Schattens , Oftmals wird aber der Schatten in unserem Gemeinwesen von der Obrigkeit diktiert und bekämpft, wodurch von eigenen Schwächen abgelenkt werden soll. Wir stehen ständig in der Gefahr, uns selbst bei diesem Externalisierungsprozess als die „Besseren“ zu definieren und die anderen zu verteufeln, ihnen schlechte Eigenschaften anzuhängen, um sie dann besser „behandeln“ zu können, indem wir ihnen vorschreiben, wie sie zu leben haben. Dies geschieht im privaten Umfeld genauso wie auf der politischen Bühne. Das „Gutmenschentum“ ist ein solcher gesellschaftlicher Versuch der Besserwisserei [25] . Die Grünen, die gerne Deutschland in ein Erziehungsheim verwandeln würden, bringen diese diktatorische Besserwisserei auf den Punkt, indem alle, die ihre Vorstellungen nicht teilen wollen, zum Schatten erklärt werden. Im privaten Umfeld neigen wir leider auch zu dieser Art „Schattendefinition“, in dem diejenigen als zu belehrende Personen gesehen werden, die von den von uns selbst definierten Grundsätzen eines „guten Lebens“ abweichen. Die Nonne, die ein keusches Leben in Armut führt, verurteilt die Hure, die einem zweifelhaften Gewerbe nachgeht, um dadurch ihren Lebensstandard zu sichern. Aber hat die Nonne dann das Recht, die Hure wieder auf „die rechte Bahn“ zu bringen und sich anmaßen zu beurteilen, dass sie auf der Seite der Guten steht? Die Freiheit ist ein zu hohes Gut, als das es durch eine solche Art „fürsorgerische Diktatur“ ausgehebelt werden sollte. Und außerdem: Wer sagt denn, dass die Nonne auf Seiten des Lichts steht? Ist die Verweigerung, die natürliche Ordnung (sexuelle Lust als legitimes Vergnügen anzuerkennen) anzunehmen, wirklich so gut? Die Externalisierung des als Schatten definierten sexuellen Begehrens und anderer so genannter verwerflicher Bedürfnisse und gleichzeitige Abwertung derer, die sich diesem hingeben, führt in letzter Konsequenz zu einer Diktatur der sich selbst als moralisch höher definierter Menschen, die meinen, dass nur ihre Einstellung die richtige ist und alle anderen „eines Besseren belehrt“ werden müssen.  

Der Schatten begleitet uns unser gesamtes Leben. Werden wir ihn irgendwann verlieren? Das wird erst der Fall sein, wenn wir sterben und in das Licht eintauchen, das von Gott ausgeht und keinen Schatten mehr wirft.  

© beim Verfasser

 



[2] „Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt, sieht sich von zweiten Seiten, und damit kommt er in die Mitte.“ https://zitatezumnachdenken.com/carl-gustav-jung

[4] https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/spaltungsirresein/14596 Es ist interessant, dass die ehemals deutlichen Bezeichnungen verschwinden, damit sie wissenschaftlich klingen. Ähnlich ist mit der Demenz, die sich für die doch leider eher altmodisch oder auf diffamierend klingende Bezeichnung des Abhandenkommens der Geistesklarheit etabliert hat und die ursprünglich vielleicht auch treffender als „Verblödung“ beschrieben wurde.

[9] Die negative Konnotation bedeutet nicht, dass diese Aussage auf Gott selbst tatsächlich zutreffen muss , es ist nur eine Bewertung, die sich auf die Darstellung Gottes im Alten Testament bezieht, in dem er nicht nur an dieser Stelle eher barbarisch und wenig gerecht  agiert und sogar zur Tötung anderer auffordert. Fundamentalisten, die die Bibel als das „Wort Gottes“ ansehen, müssen sich Bibelstellen vorhalten lassen, die gar nicht nach einem gutmütigen Gott klingen, der barmherzig ist.

[25] Die Kunst des Gutmenschen ist es gut zu erscheinen ohne es wirklich zu sein: https://www.guentherbirkenstock.de/der-gutmensch

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