Der Tiefsinnige
Höhe und Tiefe erkunden - Welt der Magie und des Zaubers entdecken
Den Sinn des Lebens zu finden ist eine Kernaufgabe des Menschen. Ist diese Suche aber für jeden erstrebenswert? Oder gibt es Personen, die an dieser Frage überhaupt kein Interesse haben? Wie könnte ein Mensch beschrieben werden, der sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens gemacht hat?
· Leben in der Vertikalen: Wir leben in einer Welt, die uns mehr oder weniger rätselhaft erscheint – je nachdem ob jemand sich auf die Suche nach den Rätseln des Lebens begibt oder nicht. Leben in der Horizontalen ist ein Dasein ohne Anspruch auf eine solche Suche. Es ist das reine Existieren, das sich auf die Sicherung des eigenen Überlebens beschränkt.
| Tiefsinnigkeit |
bodenständiger Pragmatismus |
| utopische Grübelei |
Oberflächlichkeit |
Wer sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens begibt, wird sich von dieser Perspektive (Oberflächlichkeit) lösen müssen, um in die vertikale Betrachtungsweise zu gelangen, um sich in die Höhe zu begeben (Metaposition) oder in die Tiefe, um die „Abgründe“ des Lebens zu erfahren. Das „Leben in der Vertikalen“ unterscheidet sich von dem „Leben in der Horizontalen“, weil die Oberflächlichkeit verlassen und die Tiefgründigkeit gesucht wird. In Anlehnung an das Wertequadrat von Schulz von Thun [1] könnte die parallele Wertigkeit zur Tiefsinnigkeit in dem „bodenständigen Pragmatismus“ und auf der unteren Ebene („Unwerte“) die „utopische Grübelei“ zu einer Oberflächlichkeit gesehen werden. Die eigentlichen Gegensätzlichkeit liegt dabei immer in der Diagonalen des Wertequadrates (z. B. zwischen utopischer Grübelei und dem bodenständigen Pragmatismus). Wenn jemand also in der Vertikalen leben will, muss er sowohl in die Höhe streben als auch die Tiefe kennen lernen (es gibt nur diese topographischen Begriffe, die diese Dimensionalität wiedergeben können):
o Tiefe : Die Tiefe kennenzulernen kann auf unterschiedliche Weise geschehen, je nachdem, ob man sich im Äußeren oder im Inneren auf die Suche geht. Die Erforschung in den Tiefen unserer Seele war ein Hauptaufgabengebiet der klassischen Psychoanalyse, die auf den Neurologen Sigmund Freud (1856 -1939) zurückgeht. Sie bestand darin, die unbewussten Teile der Psyche durch Traumdeutung oder in der freien Assoziation in Tiefenentspannung zu suchen. Dabei kamen die verdrängten Teile des „psychischen Apparates“ [2] zum Vorschein, also diejenigen Strebungen, Wünsche, Gefühle und Gedanken, die, weil sie nicht erwünscht waren, „in den Keller“ verschoben wurden. Alles, was wir im realen Leben nicht verwirklicht haben, kann dabei zum Vorschein kommen, was mit Ängsten, Wut oder Trauer verbunden sein kann. Die Psychoanalyse ist aber im Prinzip a-moralisch, d. h., dass sie das Verhalten, das nicht erwünscht ist, nicht als schlecht bezeichnet, sondern sie die als negativ bezeichneten Seelenanteile wieder mit der Gesamtseele verbinden und sie damit heilen will. Heißt dies aber, dass es dann keine verwerflichen, unmoralischen und damit bösen Seelenanteile gibt? In dem Roman von Robert Louis Stevens über „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ ist das, was wir das Bösen nennen, in dem abgetrennten Teil des Dr. Hekyll verborgen, das in der Person der Mr. Heyde verkörpert wird. Nach den verunglückten Selbstversuchen (mittels einer Droge eine Trennung herbeizuführen) des Arztes verselbständigt sich der unmoralisch handelnde Mr. Hyde, wird zu einer selbständig agierenden Person, die ungezügelt nur ihren eigenen Bedürfnissen folgt, wobei sie jede moralische Hemmung über Bord wirft [3]. Die Spaltung geschieht psychiatrisch gesehen in Form einer „multiplen Persönlichkeit“ (dissoziative Persönlichkeitsstörung [4] ), wobei Teile der Seele sich abgespalten haben und ein vom Oberhaupt [5] der Psyche selbständiges Leben führen (von dem das Oberhaupt im extremsten Fall nicht einmal etwa weiß). Ist diese böse innere Seite also etwas real Existierendes? Hier beginnt das Feld der metaphysischen Betrachtungsweise, denn das Böse in Form von selbständig agierenden Personen (jenseits unserer physischen Welt) zu sehen ist in wissenschaftlichen Zeiten verpönt. Die selbständig agierenden Wesenheiten, die „in der Tiefe“ lauern, wurden aber schon immer in allen Religionen bejaht und als Teil der jenseitigen Welt gesehen, die versuchen, in unsere diesseitige Welt einzugreifen [6]. Dieses Eingreifen soll in der „milden“ Form der „Umsessenheit“ [7] geschehen, wenn also diese Wesen durch „Einflüsterungen“ („es ist doch nicht schlimm“, „es machen doch alle so“, „Hauptsache, du wirst nicht erwischt“) uns zu beeinflussen versuchen. In der schweren Form der „Besessenheit“ wird die Selbstbestimmung gänzlich aufgegeben und das Feld dem bösen Geist (oder sogar mehreren Geistern) überlassen. Der Pakt stellt die mehr oder weniger bewusste Übereinkunft („Teufelspakt“) mit bösen Wesenheiten dar [8]. Wer also in die Tiefe steigen will, kann aus religiöser Sicht an Satan, Teufel, Luzifer oder anderen Wesenheiten nicht vorbeikommen. Von Jesus wird auch von der Begegnung mit diesen negative Wesen berichtet, sowohl zu seiner Lebenszeit (in Form von Besessenheit durch Dämonen, bei denen er eine Befreiung vornahm, Begegnung mit Satan in der Wüste) als auch in der Zeit zwischen Sterben am Kreuz und der Auferstehung („Abgestiegen in das Reich des Todes“- laut apostolischem Glaubensbekenntnis). Nach christlicher Lehre soll er die bis dahin (bis zum „Sühnetod“ am Kreuz) von Satan gefangen gehaltenen Seelen aus dessen Reich befreit haben, was aber nicht die Evangelien, sondern eher die apokryphen Schriften hergeben [9]. Die Verbindung zwischen den „unmoralischen“ Anteilen unserer Seele und einer metaphysischen Welt besteht darin, dass die im Jenseits agierenden Wesenheiten versuchen, auf uns Einfluss zu nehmen, um uns vom „rechten Weg“ abzubringen. Es ist wenig überraschend, dass gerade Politiker, die nach Macht streben, diesen Versuchungen nicht widerstehen können. Interessant ist hierbei, dass auf der physikalischen Ebene sich die Bösartigkeit bis hin zur Physiognomie eines Gesichts oder einer Mimik ausdrückt, sodass hierin schon das Wirken der bösartigen Wesenheiten erkennbar ist [10]. Der Tiefsinnige wird niemals die Tiefe leugnen und ihr mit Mut begegnen in der Hoffnung, dass er hierbei von höheren Mächten beschützt wird.
o Höhe : Wenn wir die Höhe kennenlernen wollen, dann könnte auch wie bei der Tiefe zwischen unserer Innenwelt und der Außenwelt unterschieden werden. Die Höhe des Seelischen kann beschrieben werden sowohl als qualitativ höher angesehene Fähigkeiten (z. B. Einfühlungsvermögen) als auch moralisch höher eingestuftes Verhalten (Helfen, Retten). Diejenigen, die nach Vollkommenheit streben (ein wesentliches Merkmal des Strebens nach Erforschung des Sinns des Lebens [11] ) werden nicht umhinkommen, ihre Bestrebungen in diese Art der Höherbewertung unserer seelischen Regungen, unserer Gesinnung und unseres Verhaltens zu streben. Philipp Lersch spricht von „transitiven Gefühlsregungen“, die sich einstellen, wenn wir nach den „höheren“ Regionen unseres Seelenlebens streben: Gefühlsregungen des Miteinanderseins (Sympathie, Achtung, Verehrung), des Füreinanderseins (Mitgefühl, mitmenschliche Liebe), der schaffenden Teilhabe (Schaffensfreude), der verpflichtenden Teilhabe (Liebe zu etwas wie z. B. Kunst, Heimat, Welt) und der enthebenden Teilhabe (religiöse Ergriffenheit, metaphysische Gefühle wie z. B. Ehrfurcht vor Gott) [12]. Je höher wir uns entwickeln, desto feiner wird auch das Gewissen, desto „hellhöriger“ werden wir hinsichtlich der Fehlentwicklungen in unserer Welt. Wir werden feinfühliger gegenüber anderen Menschen und werden Verletzungen anderer vermeiden, wo dies möglich ist. Jesus hat dies vorgemacht. Selbst in der Konfrontation mit dem Bösen, als er von Satan in Versuchung geführt wurde, reagierte er nur mit den Worten, dass der Versucher von ihm weichen oder weggehen solle (Matthäus 4,10 [13] ). Die Milde in der Reaktionsweise besteht in der Weise, dass die direkte Konfrontation mit dem Bösen durch die Zurückweisung des angebotenen „Settings“ geschieht [14]. Der Tiefsinnige wird die Höhen sowohl innerhalb seiner Seele suchen als auch jenseits unserer Wirklichkeit.
· „Anderland“ : Als das ZDF noch nicht so „links-grün“ verseucht war, gab es in den 80iger Jahren eine Reihe von Kindersendungen mit dem Titel „Anderland“, in der die „innere Welt“ der Kinder in die Welt der Welt der Erwachsenen transportiert und ihre Wünsche, Träume und Ängsten verdeutlicht wurden. Es spielte immer ein kleinwüchsiger Mensch mit, der hier als Vermittler fungierte. Diese Serie wurde wieder abgesetzt, weil sie angeblich auf Kinder verstörend gewirkt haben soll [15]. Die Welt der Kinder ist noch voller Magie und Zauber, sodass diese oftmals im Kontrast mit der „rationalen“ Welt der Erwachsenen steht. Im Laufe der Zeit „verlernen“ die Kinder diese Denkweisen, bei der hinter die Fassade der rationalen Welt gesehen wird. Es wird auch vom magischen Denken gesprochen [16] , das im Alter von 3 bis 5 Jahren dominiert und in dem noch Fabelwesen (Einhörner, Weihnachtsmänner und andere zauberhafte Wesen) eine Rolle spielen. Kinder sind in dieser Zeit noch nicht völlig in „unserer Welt“ angekommen. Wie sehr wünschen sich noch Menschen heutzutage diese Zeit zurück, was den Boom von Phantasieromanen (z. B. Harry Potter) erklärt. Der Zauber des Magischen wird der Tiefsinnige niemals leugnen und versuchen, den Blick „hinter die Kulissen“ unserer Welt zu wagen. Er wird es ablehnen zu glauben, dass alles dem Zufall überlassen ist oder dass wir nur Spielball eines launigen Schicksals sind. Die Magie als der Versuch, die Welt mit geistigen Mitteln in unserem Sinne zu beeinflussen, wird immer dem Tiefsinnigen in den Sinn kommen, wenn er dem begegnet, was wir das Numinose nennen [17]. Der Glaube, dass wir mit dem Übernatürlichen eigentlich immer verbunden sind, nur dieses oft nicht bemerken, wird dann genährt, wenn wir merkwürdige „Zufälle“ erfahren, die uns in einem größeren Kontext gesehen gar nicht so zufällig erscheinen, wie z. B. die Begegnung bestimmter Menschen, die wir ein Stück des Lebensweges begleiten. Auch die „Schicksalsschläge“ (Krankheiten, Unfälle, Unglücke wie verpasste Gelegenheiten) erscheinen dann nicht mehr so ganz zufällig, wenn sie unser Leben in eine bestimmte Richtung lenken [18]. Der Lebensfilm läuft dann richtig, wenn wir auf unser Herz hören und der inneren Stimme unseres Gewissens folgen. Die Magie des Zufalls kommt uns zu Hilfe, wenn wir in ausweglosen Situationen glauben zu sein, die Verbindungen zwischen der göttlichen Welt und unserer Welt werden sichtbar, wenn wir uns dem Zauber des Magischen nicht verschließen und darauf vertrauen, dass wir uns „in guten Händen befinden“.
Lebt in uns der Tiefsinnige und will einfach nur entdeckt werden? Ja, er steckt in jedem. Wir müssen nur den Mut haben, ihm eine Chance zu geben.
© beim Verfasser
[2] Ausdruck von Sigmund Freud in seinem Strukturmodell, in dem grob gesagt, das Über-Ich als moralische Instanz, das Ich als agierendes Subjekt und das Es als die meist unbewussten Anteile der Triebe fungieren. https://de.wikipedia.org/wiki/Strukturmodell_der_Psyche
[4] https://www.msdmanuals.com/de/heim/psychische-gesundheitsst%C3%B6rungen/dissoziative-st%C3%B6rungen/dissoziative-identit%C3%A4tsst%C3%B6rung
[5] Begriff von Schulz von Thun (Inneres Team); https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-innere-team
[6] Mehr davon hier: https://www.guentherbirkenstock.de/die-dualitaet-zwischen-dem-guten-und-dem-boesen , https://www.guentherbirkenstock.de/die-hoelle-ist-echt
[8] Robert Morneau berichtet von solchen Verträgen in einem Interview: https://www.oliverduerr.de/evangelium/auszuege-interview-roger-morneau/ siehe auch hier: https://www.guentherbirkenstock.de/blog-search?searchTerm=satan
[10] Vergleiche den „bösen Blick“ von Angela Merkel - https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/rueckschau/merkel1027.html - , Friedrich Merz - https://www.deutschlandfunkkultur.de/merz-cdu-vorsitzender-100.html - und der Darstellerin von Theresa Mac Neal in dem Film „Der Exorzist“ https://www.imdb.com/de/name/nm0532290/news/ und des Clowns in dem Film „Es“ https://www.spiegel.de/kultur/kino/stephen-king-verfilmung-es-trailer-schockt-mit-horrorclown-a-1141095.html. Überall findet man dieselbe Physiognomie: leicht nach vorne geneigter Kopf, Augen schauen dadurch von unten nach oben und der Mund wird zu einem hämischen Grinsen verzogen.
[11] Die Elemente der Sinnsuche: Wahrheit, Bedeutung, Aufgabe und Erfolg, Ziel, Vollkommenheit, höheres Selbst und Religiosität, siehe auch: https://www.guentherbirkenstock.de/die-zasas-regel
[12] Philipp Lersch: Aufbau der Person, Johann Ambrosius Barth Verlag, 1979, S.9-10
[14] Es ist in der Verhaltenstherapie bekannt, dass nach den Lerntheorien ein unangemessenes Verhalten dann am besten gelöscht werden kann, wenn es ignoriert wird wie z. B. das „Aus-dem-Felde-gehen“ des angebotenen oder angedrohten Settings, wodurch keine Verstärkung erfolgt.









