Die Krise als Charaktertest
In jedem steckt ein Hiob - selbst- und fremdverschuldete Krisen - unfaire und faire Strategien in Krisen - nur diejenigen kommen in das Reich Gottes, die die Charaktertests bestanden haben
Vor kurzem erzählte mir ein Freund von einer uns beiden bekannten weiblichen Person, von der er wusste, dass sie sich in einem Scheidungsprozess befindet. Er schilderte mir eindrücklich, dass er diese Frau kaum wiedererkenne, denn sie habe sich total geändert und es träten nun Verhaltensweisen der Gemeinheit und Hinterlist, der Bedürfnisse nach Rache oder anderer aggressiver Vergeltungsmöglichkeiten zutage, die er bei ihr nie vermutet hätte. Mir kam ein Gedanke in den Sinn, den ich ihm auch gleich mitteilte: „In der Krise zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen.“ Ich will nun der Frage nachgehen, ob das so ist.
In jedem steckt ein Hiob : Die Bibel enthält sehr viele interessante Geschichten. Eine ist die von Hiob, einem Mann, dem ein ganzes Buch im Alten Testament gewidmet ist (Buch Hiob), in dem geschildert wird, wie ein eigentlich frommer Mann, der in Gottes Augen als untadelig und rechtschaffend gilt, in eine schwere Lebenskrise geraten ist. Der Grund hierfür war eine Art Wette zwischen Gott und Satan, der zu dem „Hofstaat“ Gottes gehört, mit dem Gott in eine Art Gespräch vertieft war. Satan hielt Gott als eine Art Ankläger oder Staatsanwalt vor, dass Hiob nur deshalb ihm die Treue hielte, weil es ihm gut gehe. Sobald aber er Unglück habe und ihm Leid zustoße, er dann von seinem Glauben zu ihm abfallen würde [1]. Gott ließ sich darauf ein, stellte aber eine Bedingung: Hiob sollte alles genommen werden dürfen, aber ihm selbst solle nichts geschehen. Daraufhin verliert Hiob seinen Besitz (11.000 Kamele, Rinder, Schafe und Esel) durch Diebstahl oder Naturkatastrophen. Die entsprechenden Botschaften wurden ihm jeweils von einem Knecht überbracht (deshalb sagt man heute, dass jemand einem eine Hiobsbotschaft überbringe). Auch seine Knechte gingen ihm verloren. Beim Einsturz seines Hauses verliert er noch seine 10 Kinder. Trotzdem haderte er nicht mit seinem Schicksal („Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen“). Aber auch dies reichte Satan nicht und deshalb wurde es ihm erlaubt, dass ihm auch noch seine Gesundheit genommen („eitrige Geschwüre“) würde. Seine Freunde, die dann ihn trösten wollten mit dem Gedanken, dass Gott doch gerecht sei und deshalb niemand leiden müsse, der nicht schuldlos sei, können ihn nicht wirklich weiterhelfen, weil er sich als unschuldig ansieht (es ist die Grundfrage aller Fragen, warum Gott es zulässt, dass Gerechte leiden müssen: „Theodizee“-Problem). Am Ende der Diskussion gibt Hiob Gott die Schuld und argumentiert, dass Gott eben die Welt nicht gerecht regiert oder, sogar noch schlimmer angenommen, einfach ungerecht sei. Ein weiterer Freund bringt dann eine gewisse Wende, indem er argumentiert, dass das Leid nicht immer eine Folge von Verfehlungen in der Vergangenheit sein müsste, sondern dass es auch dazu da sei, den Charakter zu formen. Da tritt Gott selbst auf den Plan und verweist Hiob auf die Komplexität des Universums und bedeutet ihm, dass die Sicht Gottes auf die Welt eine sei, die Hiob nicht in der Lage sei zu verstehen. Es sei deshalb anmaßend von ihm, ihn der Ungerechtigkeit zu beschuldigen. Gott erklärt weiter, dass die Welt zwar sehr gut von ihm konzipiert, aber nicht perfekt sowie wild und gefährlich (symbolisiert durch zwei wilde Kreaturen) sei und, weil sie nicht ganz perfekt ist , deshalb nicht Leid immer verhindert werden könne. Hiob erkannte seine Anmaßung, Gottes Gerechtigkeit infrage zu stellen, was dazu führt, dass ihm als großzügiges Geschenk alles wieder zurückgegeben wird, was er verloren hat. Wie viel Weisheit steckt in dieser Geschichte, so dass wir heute noch von „Hiobsbotschaften“ sprechen, wenn uns Leid zugefügt wird? Wie viel von diesem Hiob steckt auch in uns?
Krise und ihre Ursachen: Wir sprechen von einer Krise, wenn wir in eine kritische Lebenssituation geraten, wenn alles nicht mehr glatt läuft wie bisher, wenn unvorhersehbare Ereignisse eintreten, die unser Leben aus dem Gleichgewicht bringen. Diese sind für uns nicht zu verstehen und umso weniger zu akzeptieren. Unser Bedürfnis nach einem geregelten Leben, das uns Sicherheit bringt, das uns vor privaten und sonstigen Katastrophen bewahrt, bringt uns dazu anzunehmen, dass alles immer so bleiben könne, wie es uns gefällt. Die Krisen, die uns begegnen, resultieren aus zwei Gründen: Es gibt selbst verschuldete Krisen und es gibt welche, die von anderen verursacht wurden.
· Selbstverschuldete Krisen: Wenn wir nicht auf unsere Gesundheit achten, indem wir Lebensmittel zu uns nehmen, die uns schaden (z. B. zu viel tierische Fette, zu viel raffinierter Zucker), Drogen konsumieren (alkoholische Getränke, Zigaretten rauchen, Rauschgifte zu uns nehmen), uns nicht genügend bewegen oder uns zu wenig Ruhepausen und Schlaf gönnen, dann sind die darauf folgenden Gesundheitsprobleme auf unser Fehlverhalten zurückzuführen. Den Zusammenhang zwischen dem Fehlverhalten und möglichen Krankheiten stellen wir vielfach nicht her, weil er uns nicht bewusst ist. Das Problem hierbei ist, dass die einzelnen Handlungen nicht zeitlich unmittelbar negative Folgen haben, sondern diese mit einer gewissen zeitliche Verzögerung eintreten, sodass wir die Verbindung nicht wahrnehmen und deshalb sie als schicksalhaft empfinden. Wenn wir in jungen Jahren es versäumen, die Weichen für unser Leben richtig zu stellen, indem diese Jahren nutzen, um den mühsamen Weg einer Ausbildung oder eines Studiums auf uns nehmen, dann dürfen wir uns später nicht beklagen, wenn wir zu wenig Geld verdienen. Es bedarf also einer gewissen Mühe und auch Frustrationstoleranz, die Beschwernisse in Kauf zu nehmen, die mit einem solchen Weg verbunden sind. Die existenzielle Krise durch ungeregeltes Einkommen kann also selbstverschuldet sein durch eine nicht vorhandene Anstrengungsbereitschaft. Wir können davon ausgehen, dass die den Krisen vorausgehenden Verhaltensweisen mehr oder weniger bewusst auf entsprechende Entscheidungen zurückzuführen sind. Deshalb kann eine Absicht unterstellt werden. Es gibt aber auch Krisen, die durch unabsichtliches Verhalten entstehen. Hierzu zählen alle Handlungen, die einer Fehleinschätzung der Situation zugrunde liegen, sodass eine Schädigung durch ein durch Unachtsamkeit verursachtes Ereignis eintritt. Hierzu sind Unfälle zu rechnen, die zu schweren Krisen sowohl beruflicher als auch privater Natur führen. Auch riskante Unternehmungen, gleich welcher Art, können schief gehen und als Folge davon zu Krisen führen wie z. B. krisenhaft verlaufende Urlaubsreisen, unternehmerische Entscheidungen oder private Vorhaben, die in die Tat umgesetzt werden und leider schief gehen.
· Fremdverschuldete Krisen: Es gibt auch Krisen, die durch andere verursacht werden. Hierzu zählen auf der Mikroebene unserer Beziehungen zu Verwandten (z. B. Eltern, Geschwister, Kinder), Freunden, Nachbarn, Kollegen, Kameraden und Menschen, denen wir im Alltag begegnen, sich ergebenden Ereignisse, die uns durch ihr Verhalten schädigen. Diese Schäden können unabsichtlich passieren (z. B. Unfall) oder uns absichtlich (kriminelle Handlungen wie z. B. Diebstahl, Körperverletzungen, Betrug, Ehrverletzungen) zugefügt werden. Auf der Makroebene sind es Institutionen (Staatsgewalten, Kirchen, Verbände), am Wirtschaftsleben beteiligte Akteure oder supernationale Vereinigungen und Einrichtungen (Europäische Union, Uno), die durch ihre Machtbefugnisse in unser Leben eingreifen und zufällig oder absichtlich Schaden zufügen.
· Komplexe Ursachen: Es gibt auch von wirren Ursache-Wirkungsketten verursachte Krisen, bei denen eine eindeutige Zuordnung hinsichtlich des Verursachers nicht möglich ist. In der Geschichte von Hiob weist bereits Gott auf die Komplexitätsproblematik hin: Je vielfältiger und mit hohen Freiheitsgraden ausgestattet die Welt konstruiert ist, desto wahrscheinlicher entstehen Krisen, die nicht vorhersehbar sind und deren Verursacher auch deshalb nicht eindeutig definierbar ist. Gott selbst stand bei der Konstruktion der Welt vor dem Problem: Wie kann ich eine Welt gestalten, die allen geschaffenen Kreaturen ein möglichst hohes Maß an Freiheit gewährt, ohne dabei zu gewährleisten, dass sie nicht ins Chaos verfällt. Es musste also bei der Gestaltung der Welt das Kunststück fertig gebracht werden, eine Balance zwischen Chaos und Ordnung hinzubekommen.
· Der Preis der Freiheit ist die Bosheit: Aus der Weltordnung, wie sie entstanden ist, resultiert aufgrund der Freiheit, die Gott bei der Schöpfung gelassen hat, dass die Welt in Gefahr gerät, ins Chaos zu verfallen, dass sie letztendlich zerstört werden kann. Die Hauptursache dieses Zerfalls ist das, was wir das Böse nennen [2]. Wenn Gott diese Freiheit nicht zugelassen hätte, dann wäre eine Welt entstanden, die so fest gezurrt wäre, dass in ihr nur roboterartige Wesen agierten, die nichts anderes könnten, als nach vorgegebenen Programmen zu handeln. Wir müssen die Bosheit ertragen um der Freiheit willen . Wir haben also die Freiheit als ein schöpferisches Geschenk, das wir nutzen können, um in dieser Welt in positiver, also aufbauender Weise oder aber auch in zerstörerischer Art zu wirken.
Krisenmanagement: Die spannende Frage ist nun: Wie gehen wir mit Krisen um? In der Welt der Dualität von Gut und Böse könnte zwischen unfairen und fairen Strategien unterschieden werden.
· Unfaire Strategien des Krisenmanagements: Fair ist ein Verhalten, bei dem der Agierende sich an Regeln hält, die gewährleisten, dass der Schaden möglichst klein und der Nutzen möglichst groß ist. Unfair ist dann genau das Gegenteil davon. Hier ein paar unfaire Strategien, die mir hierzu einfallen:
o Hinterlist, Täuschung, Verrat: Die Situation der eingangs erzählten Verhaltensänderung der in dem Scheidungsprozess befindlichen Frau ist gefährlich. Die Gefahr besteht darin, dass die einstmals auf Vertrauen, gegenseitige Achtung und Zuneigung beruhende Beziehung sich ins Gegenteil verkehren kann. Wo Vertrauen bestand, da wächst das Misstrauen gegenüber dem anderen als einem nagenden Zweifel an dessen Loyalität. Wo früher ein Respekt vor dem anderen vorhanden war, gerät die Beziehung durch das Gefühl einer Verachtung des anderen in Gefahr. So wird aus der einstigen Liebe Hass. Der tiefere Grund für diese Entwicklung ist die tief wirkende Kränkung durch den anderen, die nicht verzeihbar ist. Aus dieser Falle zu entkommen, in der sich jemand befinden kann, scheint nur eine einzige Reaktion möglich zu sein: Rache! Deshalb könnten hinter dem Rücken des anderen Intrigen gesponnen werden, durch die er zu Fall gebracht werden kann. Die hinterlistigen Ambitionen zielen auf eine Zerstörung des früher geliebten Partners ab mittels Verrat und Täuschung.
o Alle gegen einen: In der Not suchen wir Verbündete, die uns helfen können, gegen den Aggressor vorzugehen. Manchmal gerät aber diese Strategie aus dem Ruder und es entsteht eine Übermacht durch die entstehende Mehrheit an Verbündeten, die anscheinend nur ein Ziel kennt: Vernichtung des Feindes. Auf der Makroebene ist eine solche destruktive Strategie gegenüber der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) zu beobachten, bei der diese von allen Seiten bekämpft wird [3]. Es wird hierbei nicht mehr die eigene Position infrage gestellt, sondern diese als völlig richtig angenommen. Soghaft finden sich immer mehr Menschen und Personen, die glauben, bei diesem Kampf mitmachen zu müssen (Trittbrettfahrereffekt [4] ), ohne hierbei ein großes eigenes Risiko einzugehen. Als Beispiel könnte die Bewegung „Omas gegen rechts“ [5] genannt werden, bei der die „Nenn-Omas“ glauben, hier sich für den Kampf gegen die AfD und alles, was politisch gesehen rechts ist, einsetzen zu können. Ihr eigenes Risiko ist relativ gering, denn sie folgen dem Mainstream des links-grünen Zeitgeistes, der dominierend ist.
o Verteufelung: Eine unfaire Strategie der Krisenbewältigung ist die der Verteufelung, die auch als eine Folge der vorgenannten Strategie zu beobachten ist. Hierbei wird eine Selbstdefinition vorgenommen: Ich bin der Gute und der andere ist der Böse. Zwar ist das Gute und Böse dualistisch geteilt, doch findet jeder, der ehrlich mit sich selbst umgeht, in sich auch negative Anteile des Bösen, die er aber mehr oder weniger verdrängt. Indem dem anderen nur negative Eigenschaften zugesprochen werden und keine guten, findet dann auch keine Auseinandersetzung auf der Sachebene statt. Auch hier kann auf der Makroebene eine solche Verteufelung der AfD beobachtet werden, bei der alle Sachargumente, Vorschläge oder in einem Parlament eingebrachten Anträge nur deshalb abgewehrt oder abgelehnt werden, weil sie von ihr kommen. Gerne reden die „Altparteien“ (CDU/CSU, SPD, Grüne, Linke) von sich selbst als die „demokratischen Parteien“, während dann die AfD im Umkehrschluss als undemokratisch diffamiert wird.
o Kontaktschuld: Eine weitere unfaire Strategie ist die der Äußerung des Verdachts, allein durch den Kontakt mit Personen oder Institutionen, die verteufelt wurden, selbst schuldig zu werden. Dieser Begriff, der bereits in der Nachkriegszeit im Hinblick auf die Frage der Zugehörigkeit zu so genannten Verfassungsfeinden verwendet und insbesondere im Radikalenerlass angewandt wurde, bei dem eine Einstellung im öffentlichen Dienst infrage gestellt wurde, wenn jemand Kontakt zu vor allem linken Gruppierungen nachgesagt werden konnte, findet heutzutage wieder Anwendung. [6] Dies betrifft vor allem der Kontakt zu Personen, die politisch rechts verortet werden, wobei eine Verschärfung im Hinblick auf eine unterstellte Radikalisierung stattfindet. Dies wirkt sich z. B. im Kulturraum aus, der z. Z. als „woke“ gilt, wobei dann Andersdenkende und Andersredende konsequent ausgegrenzt werden. Künstler die sich nicht dem „woken Zeitgeist“ [7] anpassen wollen, haben es zunehmend schwerer auftreten zu dürfen [8] , weil sie eben die falschen Kontakte zu „rechten Kreisen“ haben [9].
o Identifikation mit dem Aggressor: Wird eine Krise durch ein schädliches Verhalten anderer verursacht, dann ist die gewöhnliche Reaktion die, dass eine Gegenwehr stattfindet. Mitunter ist aber der verursachende Gegner so stark und mächtig, dass eine Gegenwehr aussichtslos ist. Anna Freud, die Tochter des bekannten Psychoanalytikers Sigmund Freud, hat diese Art der Krisenbewältigung als einen der 13 Abwehrmechanismus beschrieben, mit denen das Ich als die Entscheidungszentrale der Seele auf innere oder äußere Bedrohung reagieren kann [10]. Diese Abwehrmechanismen funktionieren größtenteils unbewusst und sind deshalb nicht sofort zu erkennen und zu durchschauen. Weil die Möglichkeit entweder von vornherein nicht besteht oder genommen wird, hilft das Ich die Notlage so zu lösen, indem eine Identifikation mit dem Aggressor stattfindet. Dadurch findet eine scheinbare Rechtfertigung des Verhaltens des Angreifers statt bis sogar dahin, dass dieser vor anderen verteidigt wird. Bei dem Stockholm Syndrom – zurückgehend auf eine Geiselnahme in Stockholm im Jahr 1973 – findet sogar eine Identifikation mit dem Aggressor (Geiselnehmer) in der Weise statt, dass eine gewisse Sympathiebeziehung von Seiten des Opfers (Geisel) zu dem Täter aufgebaut wird. So wie ein Kind aufgrund der Abhängigkeit von den Eltern sich kaum gegen übergriffiges Verhalten der Eltern wehren kann, so kann auch eine Geisel nur schwer sich gegen den gewalttätigen Entführer durchsetzen. Als Folge davon versucht das Opfer die traumatische Situation dadurch zu lösen, indem es sich mit dem Täter identifiziert, sich mit ihm versucht gleichzusetzen, um die innere Spannung zu lösen.
o Intrige: Die Intrige ist eine verdeckt vorgenommene Aktion, bei der jemand geschadet werden soll, der als Gegner oder gar Feind angesehen wird. Sobald die Intrige aufgedeckt wird, ist der Intrigant meistens so raffiniert, dass er seine Spuren verwischt hat. Als Beispiel einer solchen Intrige ist in dem frisch gewählten Parlament in Thüringen aufgeflogen, die von der CDU eingefädelt worden war. Dort sollte die Wahl eines der stärksten Fraktion zustehenden Postens des Parlamentspräsidenten verhindert werden. Mario Voigt hatte bereits einen Tag vor der spektakulären ersten Sitzung des neu gewählten Landtages eine Prozessvollmacht erteilt, um im Klageverfahren bei dem Landesverfassungsgericht Thüringen eine Änderung der Geschäftsordnung durchboxen zu können, nach der alle Fraktionen und nicht nur bis dato mitgliedsstärkste Fraktion (AfD), einen Vorschlag für diese Position unterbreiten könnten . Die konstituierende Sitzung wurde durch Störaktionen der CDU boykottiert, sodass der Alterspräsident Treutler eine Wahl nicht durchführen konnte und die Sitzung abbrechen musste. Wie konnte Mario Voigt bereits vor dieser Zusammenkunft des Parlamentes wissen, dass diese chaotisch verlaufen würde? Oder war doch alles vorher so geplant? Das „G´schmäckle“, wie die Schwaben sagen würden, war, dass sehr viele Mitglieder des Thüringer Verfassungsgerichtshofes den Altparteien zugeordnet werden können. Verdächtig ist auch, dass ein 36-seitiges Urteil bereits nach neun Stunden einstimmig beschlossen wurde [11]. Liegt hier eine Intrige vor, die auf einer Verschwörung vieler daran beteiligter Personen beruht, wobei die Gewaltenteilung durch gleichlautende Parteiinteressen unterlaufen wurde?
· Faire Strategien des Konfliktmanagements: Faire Strategien müssten das Gegenteil unfairer Methoden sein, bei denen die geschilderten Vorgehensweisen verworfen sind.
o Raison gegenüber übergeordneter Moral: Es kann als eine faire Vorgehensweise angesehen werden, wenn bei einer Krisenbewältigung die Achtung einer die persönlichen Interessen übersteigenden Moral eingehalten wird. Wenn also die persönlichen Neigungen, Befindlichkeiten oder Animositäten gegenüber bestimmter Personen nicht der Vorrang eingeräumt wird, sondern sich der allen Handelns überragender moralischer Grundsätze Tribut gezollt wird, dann könnte man von Raison sprechen. Die so genannte „Staatsraison“ galt lange Zeit als der Maßstab der in einem Staat handelnden Organe. Die Partikularinteressen müssten sich danach den übergeordneten Interessen des Staates beugen [12]. Dasselbe trifft auch auf der Mikroebene privater Beziehungen zu, denn auch dort sollte das gemeinsame Interesse den Interessen des einzelnen vorrangig sein, sofern hierdurch nicht grobes Unrecht geschieht. Aus diesem Grunde könnte jemand bei einer Ehekrise auf die Scheidung verzichten, um die Familie zu erhalten, sodass Kinder eine sichere Existenz durch verlässliche Beziehungen der Elternteile geboten wird. Die traditionelle Bedeutung der Familie, in der alle zusammenhalten, obwohl es Meinungsunterschiede gibt, obwohl die Interessen oftmals diametral gegenüber stehen, spiegt wieder, dass es eine über die Partikularinteressen der einzelnen hinausgehende Moral gibt, dies es gebietet, diese hinten anzustellen.
o Keine Ausgrenzung, sondern Solidarität mit den Diffamierten: Wer in politischen, privaten oder beruflichen Krisensituationen zu anderen Lösungen kommt, als es dem Meinungsbild der Mehrheit entspricht, wer nicht mitmachen will, weil er andere Grundsätze hat, darf nicht ausgegrenzt werden. So genannte „Brandmauern“, wie sie gegenüber der AfD von Altparteien errichtet wurden, dürfte es einer wirklich so verstandenen Demokratie nicht geben [13]. Jesus kannte keine solche Beschränkungen in seinen Kontakten zu anderen, sondern er suchte förmlich zu den damals ausgegrenzten Personen (Aussätzige, Zöllner, Prostituierte) Kontakt herzustellen. Dieses Verhalten sollte eigentlich Beispiel sein für das „christliche Abendland“.
o Keine falsche Toleranz: Toleranz im Hinblick auf die Konflikte, die zu Krisensituationen führen können, ist nicht die absolute Duldung des Verhaltens anderer, sondern besteht darin, zu seinen Prinzipien zu stehen, ohne hierbei sich als Richter über andere aufzuspielen [14]. Nicht die Hinnahme von Ungerechtigkeiten ist richtig verstandene Toleranz, sondern die Abwehr dieser durch faire Mittel in der Auseinandersetzung unter Beachtung des Respekts vor der Meinung des anderen.
o Ehrlichkeit und Offenheit: Wer mit fairen Mitteln bereit ist zu kämpfen, wird ehrlich sein und offen kommunizieren. Das, was er sagt, wird er auch so meinen, so dass ein Gleichklang zwischen Gedachten und Gesagtem vorliegt. Jesus hatte für diese Ehrlichkeit geworben, indem er die Menschen aufforderte, diese Stringenz auch zu praktizieren (Matthäus 5,37-40). [15]
o Kein „Schwarz- Weiß-Denken “: Menschen neigen dazu, in Konflikt- und Krisensituationen die Fehler nur beim anderen zu suchen, wobei sie dann sich selbst als gut, den anderen als böse bezeichnen und ihn, wie bereits erläutert, zu verteufeln. Wer ehrlich mit sich selbst ist, wird auch bei sich selbst Fehler erkennen und bei dem anderen auch gute Seiten. Das führt dazu, dass dann der Blick frei wird, offen zu werden für das, was der andere sagt oder niederschreibt und zu überlegen, ob er nicht auch recht haben könnte. Die gegenwärtige Diskussionskultur ist zu einseitig geworden und bedarf unbedingt einer Kurskorrektur im Hinblick auf die Erweiterung des eigenen Horizontes, der aufgrund politischer Vorgaben eingeengt wird. Nur etwas abzulehnen, weil es „aus der falschen Ecke“ kommt, ist verheerend für eine Demokratie.
Die Krisensituation als Test: Krisensituationen, gleich welcher Art, können den Sinn haben, die Charakterstärke eines Menschen zu testen. Wer in solchen Krisenzeiten „umfällt“, also nicht bei seinen auch „in guten Zeiten“ deklarierten Grundsätzen bleibt, hat diesen Test nicht bestanden. Ich hatte bereits erläutert, dass ich diese Charakterstärke während der Corona-Zeit auf dem Prüfstand sah . Ich sah diesen als nicht bestanden an, wenn jemand aus opportunistischen Gründen nachgegeben und alles mitgemacht hatte oder wenn er diese Zeit zur eigenen Profilierung, zur Annahme von Vorteilen durch die Übernahme der Regierungspropaganda und Ausnutzung der damit verbundenen Vorteile (Masken-Deals, Verabreichung von Impfungen durch Ärzte ohne ausreichende Anamnesen, Annahme von Geldern, um für die Impfung zu werben) genutzt hat . Krisen werden dann bestanden, wenn trotz widriger Umstände oder trotz unfairer Attacken nicht mit dem Schicksal gehadert oder dem Gegner in gleicher unfairer Weise geantwortet wird. Wenn alles immer ohne Komplikationen verliefe, was bliebe dann noch für uns zu tun? Das Leben hätte dann keine echten Herausforderungen mehr und alles verlief in einem gleichmäßigen, aber langweiligen Trott. „Nur die Harten kommen in den Garten“, sagt man [16]. Mit den Worten von Jesus gesagt heißt dies: Nur wer die Charakterprüfungen besteht, ist reif für das Reich Gottes, die anderen haben darin keinen Platz! [17] Es kommen eben nicht alle in den Himmel, sondern nur diejenigen, die die Charaktertests bestanden haben. [18]
Können wir also sagen, dass Krisen ein notwendiges Übel sind. Ja, unbedingt, denn sie trennen die Spreu vom Weizen und helfen uns, in unserem Charakter weiter zu wachsen und nicht auf der Stelle stehen zu bleiben.
© beim Verfasser
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Ijob ; https://www.youtube.com/watch?v=Fb0FBrvO7zQ ; https://www.youtube.com/watch?v=WZ_pDcHJGP0
[3] Nähere Schilderungen hierzu: https://www.guentherbirkenstock.de/afd-bashing
[4] Der Begriff " Trittbrettfahrer " kommt aus der Zeit, als es an den öffentlichen Verkehrsmitteln vor den Türen noch Trittbretter als Einsteighilfe gab. Da haben sich bei der Abfahrt gerne die Schwarzfahrer draufgestellt, um dann umsonst mitzufahren.
[15] Jesus: Eure Rede sei ja, (wenn ihr ja sagen wollt) oder nein, (wenn ihr nein sagen wollt), was darüber ist, ist von Übel; https://www.bible.com/de/bible/58/MAT.5.37-40.ELB71
[16] Aus der Gärtner-Sprache entlehnt, weil nur die widerstandsfähigsten Pflanzen nach einer Zeit im schützenden Gewächshaus in die freie Natur ausgesetzt werden sollen; https://ppf-online.de/nur-die-harten-kommen-in-den-garten/
[17] Siehe auch das Gleichnis vom Weizen und Unkraut (Matthäus 13, 24-30); https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichnis_vom_Unkraut_unter_dem_Weizen
[18] Der Karnevals-Schlager von Jupp Schmitz, „wir kommen alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind“ ist deshalb irreführend.









